
Scope 1 Emissionen
Scope-1-Emissionen verstehen, erfassen und wirksam senken
Was sind Scope-1-Emissionen?
Definition und Abgrenzung nach GHG Protocol
Scope-1‑Emissionen umfassen laut GHG Protocol alle direkten Treibhausgasemissionen, die aus Quellen resultieren, die ein Unternehmen besitzt oder kontrolliert. Darunter fallen insbesondere:
- Stationäre Verbrennung (z. B. Heizkessel vor Ort)
- Mobile Verbrennung (z. B. Firmenfahrzeuge)
- Flüchtige Emissionen (z. B. Lecks in Kälte- oder Klimaanlagen)
- Prozessemissionen (z. B. CO₂ bei Zementherstellung)
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) ist der weltweit anerkannte Standard zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und definiert Scope 1 als alle direkten Emissionen aus Quellen, die ein Unternehmen besitzt oder kontrolliert.
Scope 1: Emissionen, die Sie selbst steuern können
Scope 1 ist besonders relevant, weil es die Emissionen betrifft, die ein Unternehmen unmittelbar selbst kontrollieren und messen kann und deshalb ein idealer Einstiegspunkt für Dekarbonisierungsmaßnahmen ist.
Das bedeutet: Maßnahmen zur Reduktion liegen in der eigenen Hand und können ohne langwierige Abstimmung mit Lieferanten oder Kunden umgesetzt werden. Während Reduktionen in Scope 2 (eingekaufte Energie) oder Scope 3 (Lieferkette, Nutzungsphase) oft zeitversetzt sichtbar werden, zeigt sich der Effekt bei Scope 1 meist direkt in der CO₂-Bilanz. Das senkt nicht nur Emissionen, sondern auch Betriebskosten – etwa durch geringeren Energie- oder Kraftstoffverbrauch.
Produktionsunternehmen/Industrie
Hier dominieren oft stationäre und mobile Verbrennungsprozesse und in einigen Branchen die Prozessemissionen (z. B. CO2 Freisetzung in der Zement‑ oder Metallproduktion). Auch mobile Verbrennungsquellen spielen eine wichtige Rolle.

Dienstleistungsunternehmen/Büros
Emissionen entstehen vor allem durch Heizung sowie ggf. einen kleinen Fuhrpark (gesamter Fahrzeugbestand eines Unternehmens) und häufig Kältemittelleckagen insbesondere bei altem Anlagenbestand.

Variierende Gewichtung
Während bei Dienstleistern Scope 1 oft einen kleinen Anteil am Fußabdruck ausmacht, kann es bei Industriebetrieben mit emissionsintensiven Prozessen den größten Anteil darstellen. Diese Unterschiede bestimmen, welche Maßnahmen sinnvoll und effektiv sind.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Reduktion von Scope-1-Emissionen
- Identifikation aller Emissionsquellen: Heizkessel, Fahrzeuge, Fertigungsprozesse, Kälteanlagen etc.
- Datenerhebung: Verbrauchsdaten (z. B. Liter, Kubikmeter, Heizstunden), Anlagenprotokolle, Wartungsberichte
- Umrechnung in CO₂e mittels Emissionsfaktoren (z. B. EPA, IPCC, GEMIS)
- Thermostat herunterregeln, Heizung und Klimasteuerung optimieren
- Bürogebäude besser dämmen, Lecks in Heizungs- oder Kühlkreisläufen beheben
- Effiziente Wartung bestehender Anlagen, z. B. Heizkessel regelmäßig prüfen
- Sofortmaßnahmen im Fuhrpark: Fahrweise schulen, Strecken optimieren
- Umstellung auf Elektrofahrzeuge (EV) oder elektrifizierte Maschinen - reduziert direkte Emissionen durch Wegfall fossiler Kraftstoffe
- Austausch alter Heizsysteme gegen Wärmepumpen oder Bioenergie-Systeme
- Prozessoptimierung in der Produktion: Energieeinsatz senken, Abläufe effizienter gestalten
- Einsatz energieeffizienter Geräte in Industrie und Logistik
- Carbon Capture & Storage (CCS) bei hoher CO₂‑Intensität, z. B. in der Zement- oder Stahlfertigung
- Einsatz neuer emissionsärmerer Prozesses z.B. Direktreduktion in der Stahlerzeugung
- Fortschritt mit Software für CO₂‑Bilanzierung tracken – z. B. spezialisierte Tools wie Plan A oder ClimatePartner
- Regelmäßige Überprüfung der Datenqualität und Implementierung von Verbesserungen
Unser Kompetenzzentrum Klimaschutz BW unterstützt Unternehmen in Baden-Württemberg dabei, direkte Treibhausgasemissionen zu identifizieren, Strategien zu entwickeln und wirksame Maßnahmen umzusetzen.