
Scope-2-Emissionen
Energiemix, Ökostrom und Effizienzpotenziale
Was sind Scope-2-Emissionen?
Scope-2-Emissionen entstehen indirekt bei der Erzeugung eingekaufter Energie - also von Strom, Wärme, Dampf oder Kälte, die ein Unternehmen nutzt. Während Scope 1 direkte Emissionen aus eigenen Anlagen umfasst, bilanziert Scope 2 jene Emissionen, die außerhalb des Unternehmens, aber durch den bezogenen Energieverbrauch verursacht werden.
Wissenswert: Nach dem internationalen Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) zählen Scope 1 und 2 zu den verpflichtend zu berichtenden Emissionen. Besonders in energieintensiven Betrieben machen sie einen großen Anteil der Unternehmensbilanz aus und bieten entsprechend hohe Reduktionspotenziale.
Warum sind Scope-2-Emissionen so wichtig?
Scope-2-Emissionen stehen in direktem Zusammenhang mit dem Energiemix und der Dekarbonisierung des Stromsektors. Je höher der Anteil erneuerbarer Energien im Netz, desto geringer die Emissionen pro Kilowattstunde.
In Deutschland lag der Durchschnitt 2024 bei etwa 350–400 g CO2/kWh.
Unternehmen, die auf Energieeffizienz und grüne Strombeschaffung setzen, profitieren mehrfach:
- Geringere Betriebskosten
- Verbesserte Nachhaltigkeitsratings
- Erfüllung wachsender Berichts- und Transparenzpflichten
Wie werden Scope-2-Emissionen erfasst?
Die Scope-2-Guidance des GHG Protocol (aktualisiert 2022) schreibt eine zweigleisige Bilanzierung vor:
- Standortbasiert (location-based): Berechnung anhand des durchschnittlichen regionalen Strommixes
- Marktbasiert (market-based): Berücksichtigung von Ökostromverträgen, Power Purchase Agreements (PPAs) oder Herkunftsnachweisen (HKN)
Diese sind nur anrechenbar, wenn sie den acht Qualitätskriterien entsprechen, darunter eindeutige Eigentumsrechte, zeitliche/geografische Zuordnung und Transparenz.
Beide Ansätze müssen parallel berichtet werden, um Effizienzgewinne und Grünstromeinkauf klar zu unterscheiden.
Energiemix, Ökostrom und Effizienzpotenziale
Die Reduktion von Scope-2-Emissionen gelingt durch eine Kombination aus Effizienzsteigerung und klimafreundlicher Energieversorgung.
1. Beispiele zur Erhöhung von Energieeffizienz
Betriebliche Maßnahmen
- Energiemanagementsystem (EnMS) nach ISO 50001: Systematische Datenerfassung und Analyse schafft Transparenz über Lastspitzen und Einsparpotenziale
- Schulungen und Sensibilisierung: Mitarbeitende gezielt einbinden: zum Beispiel durch Energieeffizienz-Workshops, Wettbewerbe oder digitale Dashboards
- Predictive Maintenance: Sensorik und KI-gestützte Wartung verhindern Energieverluste durch ineffiziente Anlagenzustände
- Energieeffizienz bei Neuanschaffungen: Life Cycle Costing, energieeffizientere Alternativen abfragen oder anbieten
Technische Maßnahmen:
- Frequenzgeregelte Antriebe und Pumpen: Austausch alter Motoren gegen drehzahlgeregelte Modelle reduziert Stromverbrauch um bis zu 30 Prozent.
- Druckluftsysteme optimieren: Leckageortung, Wärmerückgewinnung und Druckabsenkung sparen signifikant Energie – ein Klassiker mit kurzer Amortisation. Tipp: Lösungen zu Druckluftsystemen finden Sie im GreenTech BW Atlas.
Innovative Ansätze
- Abwärme in Kaskade nutzen: Kombination aus Prozesswärme-, Raumheizungs- und Warmwasserbereitstellung.
- Sektorkopplung: Verknüpfung von Strom-, Wärme- und Mobilitätsanwendungen (z. B. PV + Wärmepumpe + Ladeinfrastruktur).
2. Ökostrom beziehen
Umstieg auf zertifizierten Grünstrom (zum Beispiel ok-power, Grüner Strom Label) oder Abschluss regionaler PPAs. Auch Eigenstrom aus PV-Anlagen senkt den Bedarf an externem Strom – und damit die Scope-2-Bilanz.
3. Lokale Energieerzeugung ausbauen
Eigenerzeugter Strom gilt nicht als Scope-2-Emission, reduziert aber den Energiebezug. Brennstoffe für eigene KWK-Anlagen fallen dagegen unter Scope 1 und müssen getrennt ausgewiesen werden.

Rechtliche Vorgaben in Deutschland und der EU
- CSRD / ESRS E1: Große Unternehmen müssen nach der EU-Richtlinie 2022/2464 i. V. m. VO (EU) 2023/2772 alle Scope 1–3 Emissionen offenlegen.
- Energieeffizienzgesetz (EnEfG, 2023): Verpflichtet Unternehmen zu Energie- oder Umweltmanagementsystemen und Einsparplänen.
- Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G): Nicht-KMU führen alle vier Jahre ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durch oder betreiben ein zertifiziertes ISO 50001-System.
Hinweis: Diese Regelungen verankern die Erfassung und Reduktion von Scope-2-Emissionen verbindlich in der unternehmerischen Praxis.
Förderprogramme für Unternehmen
Das Land Baden-Württemberg unterstützt mit dem Programm „Unternehmen machen Klimaschutz“ die Erstellung von Treibhausgasbilanzen, die Planung von Effizienzmaßnahmen und Investitionen in erneuerbare Energien.
Darüber hinaus finden sich weitere Fördermöglichkeiten im Förderportal von Umwelttechnik BW sowie in der bundesweiten Förderdatenbank des BMWK.
Unternehmen machen Klimaschutz Investitionsförderung
Unternehmen machen Klimaschutz Beratungsförderung
Unterstützung durch das Kompetenzzentrum Klimaschutz in Unternehmen BW von Umwelttechnik BW
Das Kompetenzzentrum Klimaschutz in Unternehmen BW berät Unternehmen bei der Erfassung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen, beim Aufbau von Klimastrategien und bei der Nutzung von Fördermitteln.
Mit Tools, Workshops und Praxisbeispielen unterstützt es den Weg in Richtung Klimaneutralität in Baden-Württemberg.
Ihr Kontakt

Umwelttechnik BW
Kleiner Schlossplatz 13
70173 Stuttgart
Deutschland
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