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Nachgehakt: Eine Frage ans Team Bioökonomie (III)

Was müsste getan werden, damit wir uns in Deutschland stärker in Richtung Bioökonomie bewegen?

Paulina Leiman:

Ich finde, am wichtigsten ist es zu wissen, was Bioökonomie uns allen bringen kann. Für mich ist Bioökonomie mein Alltag und meine Zukunft.

Leider sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bioökonomie und bioökonomische Verfahren sowie deren Einsatz noch nicht vollständig geklärt. Und es gibt rechtliche Lücken. Mit unserer Arbeit versuchen wir, diese für unsere Zielgruppe durch Informationsveranstaltungen, Netzwerktreffen und die Erstellung von Rechtsgutachten zu schließen.

Dabei muss nicht alles „grün“ sein – es sollte eine goldene, „bioökonomische“ Mitte geben. Deutschland hat viele kluge Köpfe, großes Potenzial und wertvolle Ressourcen, die sinnvoll und nachhaltig genutzt werden sollten. Ich wünsche mir, dass wir alle technologieoffener werden.

Manuel Bauer:

Eine schwierige Frage. Tatsächlich streiten wir uns oft und gerne über die genaue Definition von Bioökonomie. Für mich geht es dabei im Kern um ökologisch überlegene Technologien, Verfahren und Prinzipien, die gleichzeitig wirtschaftlich sind. Mir ist aber auch bewusst, dass bei dieser Definition die Grenzen zu anderen Bereichen stark verschwimmen. Ob eine exaktere Begriffsbeschreibung unbedingt nötig ist oder nicht, habe ich auch für mich noch nicht abschließend geklärt.

Wir erleben häufig, dass Unternehmen Probleme haben, den Begriff „Bioökonomie“ einzuordnen bzw. sie verstehen nicht, was genau damit gemeint ist und ob sie sich bereits in diesem Feld bewegen. Grundsätzlich würde es sicher helfen, hier verstärkt aufzuklären und Querverbindungen zu schaffen. Außerdem denke ich, dass wir von staatlicher und gesellschaftlicher Seite mehr Anreize für Unternehmen, mehr Aufklärung, mehr Bildung, mehr Forschung und vor allem auch mehr Investitionen benötigen, um weiterzukommen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Bioökonomie und damit verbundene, wichtige Schlüsselbereiche wie etwa die Biotechnologie zwingend in Deutschland halten und weiterentwickeln müssen, um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben und unseren Wohlstand zu sichern.

Johannes Kurz:

Bioökonomie bedeutet für mich ‚Back to the Roots‘. Früher hat man eigentlich fast alles auf Basis von biogenen Stoffen gemacht. Auch das Thema Reststoffnutzung war immer wichtig. Wie der Schwabe sagt, man wirft ja nichts weg. Ich denke in diese Richtung müssen wir wieder gehen.

Da aber auch biogene Stoffe nicht unbegrenzt verfügbar sind und auch hier vor der Ausbeutung unseres Planeten gewarnt werden muss, sehe ich die Chance, Rohstoffe durch neue Verfahren besser im Kreislauf zu führen. So wird es möglich, durch neue und bessere Technik auch bessere und haltbarere Produkte zu erzeugen. Dadurch kann auch der Verbrauch verringert werden.

Ich denke, hier ist Arbeit am Mindset notwendig. Der Mensch ist einfach ein Teil der Natur, er kann nicht ohne die Natur. Das müssen wir wieder begreifen. Dann steigt auch die Akzeptanz, nachhaltige Produkte zu kaufen anstelle von beispielsweise Fast Fashion.

Das Bild zeigt die drei Mitarbeiter des Bereiches Bioökononomie.
Team Bioökonomie (Umwelttechnik BW/Zoe Nann)
Author: Antje Sacher
Source: Umwelttechnik BW | Bioökonomie