Fallbeispiel
100 Betriebe Stagebild grauer Hintergrund

Re-Use von Maschinen, Anlagen und Einrichtungen

Systematische Weiter- und Wiederverwendung von Maschinen, Anlagen und Einrichtungen
6.000 t

Stahleinsparung

500 t

Aluminiumeinsparung

141 t

Kupfereinsparung

282 t

Kunststoffeinsparung

6 t

CO2-Einsparung

33 m3

Wassereinsparung

20 MWh

Primärenergieeinsparung

Das Ziel der Robert Bosch GmbH war es, seine CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 wesentlich zu senken. Mit allerlei Maßnahmen sollte dieses Ziel erreicht werden. Das Team Maschinen-Re-Use wurde gegründet, um alle freiwerdenden Maschinen zu koordinieren und dafür zu sorgen, dass diese an unterschiedlichen Standorten wirtschaftlich weiterverwendet werden. Das reduziert den Umfang der Neuinvestitionen.

Kostenvorteile

  • mehr als 260 Mio. Euro durch eine Wiederverwendung von 1.565 Maschinen  
  • 188 Mio. Euro Cash-Einsparung

Die Bosch Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt den relativen, auf die eigene Wertschöpfung bezogenen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um mindestens 35 % gegenüber dem Basisjahr 2007 zu verringern.

Vor diesem Hintergrund setzt das Unternehmen in allen Geschäftsbereichen auf Maßnahmen, die die Energie- und Materialeffizienz steigern und den Ausstoß von klimarelevantem Kohlendioxid senken. Im Werk Feuerbach wurde als Maßnahme zur Erreichung dieses Ziels ein Energiemanagement nach ISO 50001 aufgebaut.

Aufgrund des Produktionsauslaufs eines Produktes an mehreren Standorten und der damit verbundenen Aufgabe, die frei werdenden Maschinen mit einem Gesamtanschaffungswert von über 500 Mio. Euro intern und extern zu vermarkten, wurde im Jahre 2008 das Maschinen-Re-Use-Team gegründet.

Ziel war es, alle frei werdenden Maschinen aus dem Geschäftsbereich Diesel Systems an verschiedenen Fertigungsstandorten einer wirtschaftlichen Weiterverwendung zuzuordnen, diese weltweit zu koordinieren und somit die Neuinvestitionen zu reduzieren.

Zur Bewältigung der gestellten Herausforderungen sollte ein Expertenteam aufgestellt werden. Dieses Team sollte die weltweite Koordination aller frei werdenden Maschinen, Anlagen und Einrichtungen übernehmen, die Anfragen technisch auf Prozessebene bearbeiten und die Realisierung der Projekte, z. B. durch technische Beratung, unterstützen.

Das Maschinen-Re-Use-Team besteht neben dem CO2-Koordinator des Werkes und Mitarbeitern aus der kaufmännischen Abteilung aus Experten für folgende Fertigungsprozesse und -techniken: bestimmte/unbestimmte Schneide, Reinigungstechnik, Messtechnik, Abtragen und Montagetechnik. Es evaluiert regelmäßig den Maschinen- und Anlagenpark der Fertigungswerke.

Dazu findet mindestens einmal pro Quartal eine Regelkommunikation mit den Koordinatoren in den Fertigungswerken statt. Dabei wird eine Liste der im jeweiligen Werk vorhandenen Maschinen mit einem Anschaffungswert von mehr als 25.000 Euro mit einer zweijährigen Vorschau der bevorstehenden „End of Production“ durchgesprochen und abgeglichen. Die aufgelisteten Maschinen werden besprochen und die weiteren Vermarktungsschritte bzw. Projekte für eine Wiederverwendung, intern, extern oder Verschrottung, werden festgelegt und dokumentiert.

Interne Vermarktungsaktivitäten beinhalten die Versendung eines Newsletters, die Erstellung einer technischen Dokumentation (Handout) und das Einstellen der Maschine in die interne Gebrauchtmaschinenbörse. Bei der externen Vermarktung nutzt das Maschinen-Re-Use-Team das Vertriebsnetz von Bosch und eine öffentliche Online-Plattform. Informationen zu Ansprechpartnern in den Werken, zum Maschinen-Re-Use-Team und wichtige Dokumente, wie z. B. Prozessbeschreibungen und interne Vorschriften, werden auf der internen Kommunikationsplattform Bosch Connect veröffentlicht.

Aufgrund der Vermarktung über Ländergrenzen hinweg muss beim Verkauf von Maschinen jeweils die lokale Gesetzgebung beachtet werden. Bei relevanten Zoll- und Steuerthemen unterstützen die Experten vor Ort das Maschinen-Re-Use-Team. Die Berichterstattung zum Projektstatus erfolgt zweimal jährlich in einem Steuerkreis auf Bereichsvorstandsebene. Mittlerweile wurde das Maschinen-Re-Use-Team von der Idee zur festen Institution in der Organisation des Geschäftsbereichs.

Durch die gezielten, weltweiten Vermarktungsaktivitäten von Bosch konnte das Maschinen-Re-Use-Team seit dem Jahr 2009 1.565 Maschinen einer Wiederverwendung zuführen. Das entspricht einer Vermeidung von Neuinvestitionen von mehr als 260 Mio. Euro. Die Cash-Einsparung, d. h. Einsparung abzüglich der Vermeidung der Neuinvestition, der internen Projektkosten sowie der Überholungskosten, beträgt 188 Mio. Euro.

Die Wiederverwendung der Maschinen vereint wirtschaftlichen Erfolg, umweltbewusstes Handeln und Ressourceneffizienz. Dies spiegelt sich auch in der Materialeinsparung von 6.000 t Stahl, 500 t Aluminium, 141 t Kupfer und 282 t Kunststoff wider. Die Wiederverwendung einer Maschine mit einem Stahlanteil in Höhe von 4,5 t führt laut Angaben des Stahlinstituts VDEh zur Vermeidung von bis zu 6 t CO2-Emissionen, 33 m³ Wasserverbrauch und bis zu 20 MWh Primärenergieverbrauch in der Rohstahlerzeugung in Deutschland. Da neben dem Materialanteil des Stahls noch weitere Materialen und Verarbeitungsprozesse eingespart werden, dürfte der gesamte ökologische Nutzen noch weitaus größer sein.

Die Wiederverwendung von Maschinen, Anlagen und Einrichtungen ist eine bedeutende Option für Wirtschaft und Umwelt. Um dieses Potenzial nutzen zu können, ist allerdings ein Umdenken bei allen Beteiligten notwendig. Zukünftig steht die noch engere Zusammenarbeit mit den Erzeugnis-Leitwerken im Fokus. Diese weist zusätzliche Chancen für einen bereichsübergreifenden Einsatz von Re-Use-Maschinen bereits im Planungsstadium auf, da diese Abteilungen für die weltweite Koordination verantwortlich sind.

Zudem fließen die Erfahrungen von anderen Energieeffizienzprojekten bei der Bewertung der Gebrauchtmaschinen mit ein. Da Maschinen bei Bosch generell regelmäßig einen Energieeffizienzcheck durchlaufen und gegebenenfalls aufgerüstet werden, gehen die Maschinen in der Regel auf hohem technischem Stand in den Re-Use-Prozess. Die Re-Use-Aktivitäten können auf andere Unternehmen transferiert werden, jedoch basiert der Erfolg vor allem auf Experten-Know-how in Verbindung mit der strategischen Ausrichtung und Unterstützung des oberen Managements.

Das Werk Feuerbach der Robert Bosch GmbH blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück und ist in den ältesten und größten Bosch-Standort Stuttgart-Feuerbach eingebettet. Seit 1927 werden hier Dieseleinspritzpumpen gefertigt, die noch heute das charakteristische Hauptprodukt darstellen. In teils historischen Gebäuden fertigt eine hoch qualifizierte Belegschaft aus 38 Nationen in exzellenten Prozessen Präzisionsprodukte, die allerhöchsten Ansprüchen genügen und Dieselmotoren zu größtmöglicher Umweltfreundlichkeit bei maximaler Leistungsentfaltung verhelfen. Im Werk Feuerbach trifft Tradition auf Moderne, Mensch auf Maschine, Bewährtes auf Neues. Den starken Willen, die Zukunft aktiv zu gestalten und das gleichzeitige Bekenntnis zum Fertigungsstandort Deutschland spiegelt das Leitbild des Werks Feuerbach wider: Wir. Machen. Zukunft.

Firmengelände Luftansicht
Luftaufnahme Werk Feuerbach (Bavaria Luftbild Verlags GmbH)
Tags
Fertigungsstruktur:
  • Einzelteilherstellung
Wertschöpfungsaktivität:
  • Reparatur / Wartung
Ansatzpunkt / Strategie:
  • Remanufacturing
Einsparbereich:
  • Material
  • ,
  • Metalle
  • ,
  • Kunststoffe
Amortisationsdauer:
  • operativ (kleiner 1 Jahr)