Fallbeispiel
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Mit weniger mehr reinigen: VOC-konforme Behälterreinigung

Neuentwicklung eines Reinigungsprozess auf Basis vorhandener Anlagen
86.500 kg/a

Ethylacetateinsparung

98 %

VOC-Emissionenreduktion

Das Unternehmen FreiLacke entwickelt seit Generationen innovative Lacke und Farben. Bei der Lackherstellung ist ein intensiver Reinigungsprozess notwendig, bei dem sogenannte VOC-Emissionen entstehen. Diese gelten als sehr umwelt- und gesundheitsgefährdend. Deshalb hat das Unternehmen seinen Reinigungsprozess umgestellt, mit dem Ziel, seinen Lösemittelverbrauch und seine Emissionen zu verringern.

Kostenvorteile

  • 69.400 Euro/Jahr durch die Umstellung der Lösemittel
  • 82,3%ige Kostenreduktion für Lösemittel

Bei der Lackherstellung werden die Rohstoffe wie Bindemittel, Pigmente und Lösemittel in großen Edelstahlbehältern, sogenannten Ansatzbehältern, homogen gemischt und abschließend zu der geforderten Kornfeinheit vermahlen. Die Ansatzbehälter müssen am Ende eines Prozesses rückstandslos gereinigt werden, um sie anschließend für einen anderen Prozess wiederverwenden zu können.

Bei FreiLacke wurde hierfür bisher das Standardlösemittel Ethylacetat eingesetzt. Aufgrund seines niedrigen Siedepunkts von 77° C verursacht es hohe VOC-Emissionen (flüchtige organische Verbindungen). VOC-Emissionen gelten als umwelt- und gesundheitsgefährdend. Eine Folge des Ethylacetateinsatzes waren schlechte Arbeitsbedingungen. So war die Luftqualität im Arbeitsbereich unzureichend und die Werte für die Maximale-Arbeitsplatzkonzentration (MAK) konnten teilweise nicht eingehalten werden. Ferner bestand die Gefahr, dass die Dämpfe des Lösemittels mit der Umgebungsluft ein explosives Gemisch bilden. Ein weiteres Manko des Prozesses war der hohe Energieverbrauch der Zu- und Abluftanlage aufgrund des großen notwendigen Luftvolumenstroms. Ziel war daher die Verbesserung des Reinigungsprozesses hinsichtlich des Lösemittelverbrauchs und der Emissionen.

Den Ausgangspunkt für die Neuentwicklung des Reinigungsprozesses sollte die Auswahl eines neuen Lösemittels bilden. Es sollte sich positiv auf den Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie die Arbeitsplatzsicherheit auswirken. Das heißt, es muss umweltfreundlich sein, möglichst universelle Löse- und Reinigungseigenschaften besitzen und physiologisch unbedenklich sein. Der Reinigungsprozess sollte anschließend am neuen Lösemittel ausgerichtet werden.

Es wurden Testphasen mit verschiedenen u. a. wässrigen Reinigungsmitteln durchlaufen. Nach Abschluss der Tests fiel die Wahl auf das Lösemittel IMSOL R, ein Lösemittel auf Basis der auch in der Natur vorkommenden Glutar-, Adipin- und Bernsteinsäure. IMSOL R zeichnet sich durch einige positive Eigenschaften aus: ökologisch verträglich und toxikologisch unbedenklich, biologisch leicht abbaubar und milder Eigengeruch. Zudem benötigt es keine Kennzeichnung als Gefahrstoff. Um das neue Lösemittel verwenden zu können, musste der bestehende Prozess jedoch um einen Behandlungsschritt erweitert werden. Da nach der Reinigung mit IMSOL R ein leicht fettender Filmrückstand im Behälter haften blieb, wurde als zusätzlicher Schritt ein Nachspülvorgang erforderlich. So wird der Behälter nun nach der Reinigung mit IMSOL R mit warmem Wasser (60° C) nachgespült. Die hierfür zusätzlich benötigte Menge an Wasser stammt aus der Sammlung von Regenwasser. Regenwasser wird bei FreiLacke bereits für die Kühlung der Maschinen und Anlagen in der Pulverlackproduktion verwendet. Im Anschluss an den Spülvorgang mit warmem Wasser wird das Reinigungsmittel, wie bisher im Fall des Ethylacetats, mit Hilfe einer Vakuum-Destillationsanlage zurückgewonnen.

Durch die Umstellung auf das neue Lösemittel können die bisher pro Jahr benötigten 86.500 kg Ethylacetat eingespart werden. Der jährliche Verbrauch von IMSOL R beläuft sich auf ca. 9.300 kg. Die Umstellung der Lösemittel führt zu einer jährlichen monetären Ersparnis von etwa 69.400 Euro, das entspricht einer Reduktion der Kosten für Lösemittel um 82,3 %. Die VOC-Emissionen konnten von vormals 30 000 kg pro Jahr auf jährlich 651 kg verringert werden. Dies entspricht einer Reduktion um knapp 98 %.

FreiLacke definiert in seinem Umweltprogramm regelmäßig Reduktionsziele hinsichtlich des Material- und Energieverbrauchs. Diese sollen in einem festen Zeitrahmen erreicht werden. Zur Zielerreichung werden Maßnahmen konsequent geplant und durchgeführt. So konnte die Lösemittelproblematik durch eine hohe Eigenleistung des Unternehmens selbst gelöst werden. Von der Maßnahme profitieren neben der Umwelt und dem Unternehmen auch die Mitarbeiter, die nun ohne die bislang zwingend erforderliche Atemschutzmaske in nahezu unbelasteter Umgebungsluft arbeiten können. So führt die Maßnahme nicht nur zu einem wirtschaftlichen Gewinn für FreiLacke, sondern auch zu einer signifikanten Verbesserung der Arbeitsplatzbedingungen seiner Mitarbeiter.

Seit 1926 steht FreiLacke für innovative Farben und Lacke. Das Familienunternehmen wird bereits in dritter Generation geführt und entwickelt am Standort Döggingen/Schwarzwald maßgeschneiderte Lösungen für Kunden aus den Bereichen Räder, Fahrzeugbau, Maschinen- und Apparatebau, Lohnbeschichtung, Funktionsmöbel, Lagertechnik sowie Bau und Sanitär.

Die Produktpalette von Europas führendem Systemlack-Anbieter umfasst das gesamte Spektrum von Industrielacken, Pulverlacken und Elektrotauchlacken bis hin zu DurelasticOberflächenlösungen für Composites. Ihr internationaler Vertrieb erfolgt durch ein globales Netz aus Tochterunternehmen und Partnern im Ausland.

Die Herstellung der Lacke und Beschichtungsstoffe ist nach ISO 9001 zertifiziert und erfüllt sämtliche Anforderungen der Automobilindustrie gemäß ISO/TS 16949.

Umweltschutz ist für FreiLacke seit jeher ein zentrales Anliegen. Deshalb setzt das Unternehmen alles daran, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln, Emissionen, Verpackungsmaterial und Abfälle zu reduzieren sowie schonend mit den Ressourcen umzugehen.

Luftansicht Firmengelände
Gesamtansicht FreiLacke (Emil Frei GmbH & Co. KG)
Tags
Fertigungsstruktur:
  • Prozessindustrie
Wertschöpfungsaktivität:
  • Unterstützungsprozesse / Gebäudemanagement
Ansatzpunkt / Strategie:
  • Energiekonzept
  • ,
  • Prozessinnovation
Einsparbereich:
  • Material
  • ,
  • Chemieprodukte
  • ,
  • Abgas
Amortisationsdauer:
  • operativ (kleiner 1 Jahr)