Fallbeispiel
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Einführung der Kreislaufwirtschaft in die Veranstaltungstechnik – Aus Alt wird Neu

Rücknahme und Aufbereitung von Lautsprechersystemen in ihren ursprünglichen Zustand
145 kWh/a

Einsparung pro Einheit

1 t/a

CO2e Einsparung pro Einheit

85 t/a

CO2e Gesamteinsparung

Die d&b audiotechnik GmbH & Co. KG hat einen Remanufacturing-Prozess für alte, gebrauchte Produkte des Unternehmens aufgebaut und dadurch den Kreislaufwirtschaftsgedanken in die Veranstaltungstechnik eingeführt. Im Wesentlichen sollen die professionellen Lautsprechersysteme in ihrer vollen Funktionalität und Qualität wiederhergestellt werden, wobei der Ressourcenverbrauch minimiert wird.

Die d&b audiotechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Backnang ist auf die Produktion von Lautsprechern und der dazugehörigen Elektronik spezialisiert. Die Backnanger Lautsprechsysteme kommen z. B. auf Open-Air-Veranstaltungen, bei weltweiten Tourneen, in Sportstätten, Clubs und Bars zum Einsatz. Daher sind neben den Audioeigenschaften die Langlebigkeit und Robustheit der Produkte besonders wichtig. Große Beschallungssysteme, die aus sehr vielen Lautsprechersystemen bestehen, bringen es nicht selten auf mehr als 10 Tonnen Gewicht und folglich auch Material.

Für die meisten Lautsprechersysteme setzt das Unternehmen extrem dauerhafte, robuste und witterungsbeständige Hybridbauteile aus Holz und Polyurethan-Spritzelastomer ein. Am Ende ihrer Nutzung lässt sich diese Werkstoffkombination allerdings nur schwer recyceln und wird einer thermischen Verwertung zugeführt. Die Produkte von d&b audiotechnik sind jedoch auch nach vielen Jahren der Nutzung noch funktionsfähig und zu gut erhalten, um schlicht entsorgt zu werden. Darüber hinaus haben Organisationen, Veranstalter und Künstler zunehmend Interesse an Lösungen, die dazu beitragen, die Umweltwirkungen ihrer Konzerte und Veranstaltungen zu reduzieren.

Vor diesem Hintergrund entstand bei d&b audiotechnik die Idee, die eigenen Lautsprechersysteme an deren Lebensende vom Kunden zurückzunehmen und in einem eigens entwickelten Remanufacturingprozess wiederaufzubereiten. Dadurch sollte die Lebenszeit der Produkte verlängert werden und der Gedanke der Kreislaufwirtschaft Eingang in die Veranstaltungstechnik finden.

Mit dem Aufbau eines Remanufacturingprozesses bei d&b audiotechnik sollten mit minimalem Ressourcenverbrauch aus gebrauchten Lautsprechersystemen neue Systeme mit voller Funktionalität, neuwertiger Qualität und Garantie entstehen. Die Entscheidung für ein aufbereitetes Produkt sollte für die Kunden mit keinerlei Einbußen hinsichtlich Soundeigenschaften oder Robustheit verbunden sein. Die aufbereiteten Produkte sollten unter dem Label Certified Pre-Owned (CPO) angeboten werden.

Für die erfolgreiche Markteinführung sollte das neue Geschäftsmodell im Unternehmen kommuniziert und verantwortliche Personen geschult werden. Für die Außenkommunikation auf internationalen Konferenzen und Messen zur nachhaltigen Eventindustrie sollten verschiedene Marketingmaterialien erarbeitet werden.

Zunächst wurde ein internationales Mitarbeiterteam auf die Beine gestellt, welches für die Aufbereitung der Lautsprecher verantwortlich ist. Für den Aufbau des Remanufacturingprozesses griff man auf die Erfahrungen der Mitarbeiter aus der Produktion sowie dem Service zurück. So konnten die Prozesse der CPO-Produkte an die bestehenden Prozesse im Unternehmen angepasst, der zu erwartende Aufwand gut abgeschätzt und eine zukünftige Skalierbarkeit sowie Wirtschaftlichkeit sichergestellt werden. Im Zuge des Projekts wurde in zusätzliche Arbeitsbereiche, notwendige Werkzeuge sowie ein Lager für die noch nicht aufbereiteten Systeme investiert.

Am Ende ihrer Lebenszeit zeigen Lautsprechersysteme eine durch den Betrieb und den Transport verursachte mechanische Abnutzung. Hiervon ist das größte Bauteil, das Gehäuse, am stärksten betroffen. Die Beschädigungen am Gehäuse werden im Remanufacturingprozess manuell repariert und die angegriffene Oberflächenbeschichtung partiell erneuert.

Nach der vollständigen Demontage des zurückgenommenen Lautsprechers werden alle Komponenten geprüft und gemessen. In dieser Prüfung müssen die ursprünglichen Werte und Toleranzen der originalen Komponenten erreicht werden. Fehlerhafte Komponenten werden im Anschluss repariert oder durch neuwertige Komponenten ersetzt. Der erneuerte CPO-Lautsprecher wird zum Abschluss in der Qualitätskontrolle erneut gemessen und mit den Spezifikationen eines neuen Produkts verglichen. Abschließend erhält der aufbereitete Lautsprecher eine originale Produktverpackung und eine Garantie von zwei Jahren. Aktuell werden nur Lautsprechersysteme der J-Serie im Remanufacturingprozess aufbereitet.

Ein Lautsprechersystem der J-Serie hat ein Gewicht von rund 60 kg und besteht neben dem Gehäuse aus einer Vielzahl an elektronischen Bauteilen. Mit den Bestandteilen eines solchen Lautsprechersystems sind Emissionen in Höhe von 0,265 t CO2e verbunden. Pro Jahr werden etwa 250 Einheiten wiederaufbereitet. Die im Remanufacturingprozess auszutauschenden Komponenten sind durchschnittlich mit etwa 0,008 t CO2e verbunden. Außerdem werden beim Remanufacturing gegenüber der Produktion eines neuen Lautsprechers etwa 145 kWh Strom weniger benötigt, das entspricht 0,08 t CO2e. Bezogen auf 250 Einheiten werden so 85,4 t CO2e pro Jahr vermieden.  

Bisher bezieht sich der neue Prozess nur auf die J-Serie. Der Markt zeigt jedoch, dass das Angebot eine zunehmende Nachfrage erfährt und der Aspekt der Nachhaltigkeit für die Kunden immer wichtiger wird. Daher wird das Unternehmen in den Ausbau von CPO investieren und den Remanufacturingprozess zukünftig auf weitere Modelle ausdehnen und so zusätzliche Einsparungen realisieren. Innerhalb des Projekts hat sich insbesondere die Expertise des Unternehmens im Bereich des Service der Lautsprechersysteme als hilfreich erwiesen, da es sich beim Remanufacturing im Grunde genommen um einen erweiterten vollumfänglichen Service des Lautsprechersystems handelt.

Darüber hinaus befasst sich d&b audiotechnik mit der Frage, wie das Remanufacturing zukünftig bereits bei der Entwicklung und Produktion seiner Lautsprechersysteme mitgedacht werden kann, um so optimale Voraussetzungen hierfür zu schaffen. Überlegungen beziehen sich hierbei beispielsweise auf alternative Gehäusematerialien.

Zukünftig ergibt sich für die Veranstaltungsbranche als Ganzes die Herausforderung, die Umweltwirkungen von Veranstaltungen zu erfassen und darzustellen. Außerdem müssen Maßnahmen gefunden und angeboten werden, welche die Umweltwirkungen reduzieren, ohne das Erlebnis für die Besucher zu schmälern.  

Die d&b audiotechnik GmbH & Co. KG wurde 1981 von Jürgen Daubert und Rolf Belz in Korb bei Stuttgart gegründet. Damals tüftelten beide noch in einer Garage. Ende der 1980er-Jahre wurde der Hauptsitz nach Backnang in eine ehemalige Spinnerei verlegt.

Als global führendes Unternehmen liefert d&b seit über 40 Jahren innovative Audiosysteme für mobile Anwendungen und feste Installationen. Mobile Anwendungen kommen z. B. auf Veranstaltungen wie Festivals, Konzerten und Musicals in Theaterhäusern zum Einsatz. Feste Installationen findet man hingegen beispielsweise in Opernhäusern, Konferenzräumen und Sportstätten. In mehr als 80 Ländern sind d&b Vertriebspartner und über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter präsent, um auf aktuelle Anforderungen zu reagieren. Bei d&b audiotechnik ist man überzeugt, dass Lautsprecher und die dazugehörige Elektronik systematisch und als System zu bauen sind, das heißt, die Produkte werden umfassend aufeinander abgestimmt. So können d&b Lautsprecher nur mit d&b Verstärkern betrieben werden – eine exklusive, aber vorteilhafte Verbindung zugunsten maximaler Effizienz, Konsistenz und Anwendungsfreundlichkeit.

Durch diese voll integrierten Abläufe hebt sich d&b von der Masse ab.

d&b audiotechnik unterstützt verschiedene NGO Nachhaltigkeitsgruppierungen der Entertainmentindustrie und ist Mitglied in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsgremien der Kulturwirtschaft und Verbänden.

Firmengebäude der d&b audiotechnik
Hauptstandort d&b audiotechnik GmbH & Co. KG in Backnang (d&b audiotechnik GmbH & co. KG)
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Fertigungsstruktur:
  • Kleinserienfertigung
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  • Marketing / Vertrieb
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Ansatzpunkt / Strategie:
  • Remanufacturing
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