Fallbeispiel
100 Betriebe Stagebild grauer Hintergrund

Palm Aalen PM 5 – neue Maßstäbe in der Papiererzeugung

Investition in eine neue Papiermaschine zur Herstellung von Wellpappenrohpapier auf Altpapierbasis
75.000 t/a

Altpapiereinsparung

2.500.000 m3/a

Wassereinsparung

6.800 t/a

Chemikalieneinsparung

46.000 MWh/a

Stromeinsparung

142.000 MWh/a

Prozessdampfeinsparung

62.000 t/a

CO2e

Die Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG hat mit der Investition in eine innovative Aufbereitungsanlage gleich zwei Ziele erreicht. Durch das neue Anlagenkonzept wird die nutzbare Ausbeute des eingesetzten Altpapiers erhöht und mehr Material in den Kreislauf zurückgeführt. Durch einen neuen Produktionsprozess kann zusätzlich eine Wellpappe mit niedrigerem Flächengewicht erzeugt werden.

Vor etwa 150 Jahren begann Adolf Palm in Aalen-Neukochen mit der Herstellung von Verpackungspapier aus Sekundärfasern der Textilindustrie – ein früher Recyclingbetrieb. Mit zuletzt drei Papiermaschinen wurden am Standort jährlich rund 350.000 t Wellpappenrohpapier aus 100 % Altpapier hergestellt. Aufgrund ihres Alters wurde ein Ersatz der drei Maschinen technisch und wirtschaftlich sinnvoll, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu erhalten.

Die bisherigen drei Maschinen sollten durch eine einzige hochmoderne und ressourceneffiziente Anlage ersetzt werden. Insbesondere sollte die neue Papiermaschine in der Lage sein, Wellpappenrohpapier mit einem geringeren Flächengewicht als bisher üblich herzustellen – bei gleichen Festigkeitseigenschaften. Das minimale Flächengewicht sollte von 70 g/m² auf 60 g/m² sinken. Darüber hinaus wird angestrebt, mit der neuen Papiermaschine PM 5 die Jahresproduktion auf 750.000 t zu erhöhen und damit mehr als zu verdoppeln.

In der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Papierfabrik zur Herstellung von Wellpappenrohpapier auf Altpapierbasis setzt Palm zwei neuartige Technologien ein. Mit der innovativen Altpapier-Auflösetechnologie „Green Pulping“ wird im Recyclingprozess eine verbesserte Faserausbeute bei geringerem Energieeintrag ermöglicht. Die Technologie trägt dazu bei, Altpapier mit hohem Frischfaseranteil effizient aufzulösen. Infolge der größeren Faserausbeute verringert sich der Rohstoffeinsatz und die Papierfestigkeit verbessert sich. Darüber hinaus benötigt das „Green Pulping“ deutlich weniger Wasser als die bisher üblichen Auflöseverfahren. Die neuartige Trocknungstechnologie „OptiDry“ in der Papiermaschine sorgt für eine optimierte thermische Entwässerung der Papierbahnen und ermöglicht dadurch die Herstellung besonders leichtgewichtiger Wellpappenrohpapiere mit hoher Festigkeit bei hohen Produktionsgeschwindigkeiten und niedrigem spezifischen Energiebedarf. Gegenüber herkömmlicher Trocknung verbessert sich auch die Prozessstabilität. Dadurch werden Leerlaufzeiten der Papiermaschine nach Abrissen der Papierbahn sowie die Ausschussproduktion reduziert.

Die besondere Herausforderung war der Bau einer komplett neuen Papierfabrik einschließlich aller Nebenanlagen wie Kraftwerk, Prozesswasserreinigungsanlage, Altpapier- und Rollenlager auf dem Gelände der alten Papierfabrik, die bis zur Inbetriebnahme der neuen Papiermaschine weiterbetrieben wurde. Da die Papiermaschine über den Stand der Technik hinausgeht, wurden einige Aggregate von den jeweiligen Anlagenbauern eigens für die PM 5 entwickelt und kommen hier erstmals zum Einsatz. In Zusammenarbeit mit der Firma Voith aus Heidenheim, die die gesamte Stoffaufbereitung der neuen Papiermaschine liefert, wurde das „Green Pulping“ entwickelt. Die Firma Valmet aus Finnland, Lieferant der eigentlichen Papiermaschine, entwickelte das „OptiDry“, das ebenfalls erstmalig in Deutschland zum Einsatz kommt. Erst die Kombination der beiden Technologien ermöglicht die Herstellung von besonders leichtgewichtigem Wellpappenrohpapier mit hervorragenden Festigkeitseigenschaften aus 100 % Altpapier.

Mit der Inbetriebnahme der neuen PM 5 führen drei Aspekte zu Einsparungen gegenüber den alten Maschinen: die Reduktion des Flächengewichts, die neue Auflösetechnologie „Green Pulping“ und das neue Trocknungsverfahren „OptiDry“. Alle drei Maßnahmen sparen materialseitig jährlich insgesamt rund 75.000 t Altpapier, etwa 2,5 Mio. m³ Wasser und rund 6.800 t Chemikalien ein. Die Wassereinsparung entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer Stadt mit 60.000 Einwohnern. Energieseitig werden durch die Maßnahmen pro Jahr ca. 46.000 MWh Strom und 142.000 MWh Prozessdampf eingespart.

Gegenüber den alten Maschinen führt die neue Anlage dazu, dass pro Jahr bezogen auf die Produktion von 750.000 t Wellpappenrohpapier mehr als 62.000 t CO2e Treibhausgasemissionen vermieden werden können.

Im vorliegenden Fall konnte durch eine auf Ressourceneffizienz ausgerichtete Planung der Anlage die Produktqualität erhöht und mit besonders leichtgewichtigem Wellpappenrohpapier neue Absatzmärkte erschlossen werden. Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz führen insbesondere in energieintensiven Prozessen wie der Papierherstellung auch zu einer Reduktion des Energieverbrauchs. Ressourceneffizienz ist somit bei steigenden Rohstoff- und Energiepreisen ein entscheidender Faktor, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu erhalten. Die eingesetzten Technologien sind außerdem auf andere Papierfabriken übertragbar und können in neuen oder umfassend modernisierten Papiermaschinen eingesetzt werden.

Palm gliedert sich in die drei Geschäftsbereiche Papier, Verpackung und Recycling. Europaweit beschäftigt das Unternehmen insgesamt rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro. Das Unternehmen umfasst fünf Papierfabriken, 28 Wellpappenwerke und zwei Recyclingunternehmen. Die Bereiche Recycling, Papier und Verpackung werden jeweils eigenständig geführt, arbeiten aber entlang der Wertschöpfungskette vom Altpapier über die Papierherstellung bis hin zur fertigen Verpackung eng zusammen. Die Hauptverwaltung aller Bereiche sitzt in Aalen.

Seit seiner Gründung stellt Palm seine Erzeugnisse ausschließlich aus Sekundärfasern in umweltschonenden Verfahren her. Zum Produktspektrum des Geschäftsbereichs Papier gehören neben Wellpappenrohpapieren auch grafische Papiere für Zeitungen und Prospekte, die ebenfalls aus 100 % Altpapier hergestellt werden.

Papierfabrik Palm Betreibsgelände
Werksgelände Papierfabrik Palm in Aalen (Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG)
Tags
Fertigungsstruktur:
  • Großserienfertigung
Wertschöpfungsaktivität:
  • Produktionsplanung / -steuerung
  • ,
  • Produktionslogistik
  • ,
  • Verarbeitungsprozess
Ansatzpunkt / Strategie:
  • GreenTech BW
  • ,
  • Klimabilanzierung
  • ,
  • Produktinnovation
  • ,
  • Prozessinnovation
  • ,
  • Prozessoptimierung
  • ,
  • Ausbeuteerhöhung
  • ,
  • Stoffkreislauf / Recycling
Einsparbereich:
  • Energie
  • ,
  • Wärmeenergie
  • ,
  • Prozessenergie
  • ,
  • Material
  • ,
  • Trinkwasser
  • ,
  • Holz, Karton und Papier
  • ,
  • Abwasser