Alles Abfall oder verborgene Schätze auf Halde? (Teil 2)

Häufig werden Reststoffe als Abfall bezeichnet, obwohl es sich um kostbare Rohstoffe handelt. In kommunalen und industriellen (Bio-)Abfällen verbergen sich wahre Schätze und für alles gibt es eine ökonomische und eine ökologische Perspektive. Hier kommen drei Fragen, die Teilnehmer:innen unserer letzten Bioökonomie-Schulung unserem Kollegen Manuel Bauer gestellt haben.
Welches Potenzial schlummert in Siedlungsabfällen?
Siedlungsabfälle sind feste Rest- und Abfallstoffe aus Privathaushalten und öffentlichen Einrichtungen. Dazu zählen beispielsweise Haus- und Sperrmüll, Grünabfälle oder Abfälle aus der Biotonne.
Ökonomische Perspektive: Die Abfallstoffe haben unterschiedliche Inhaltsstoffe mit einer erheblichen Varianz in der Zusammensetzung. Es sind Verunreinigungen zu erwarten, was unterschiedliche Trennverfahren notwendig macht. Auf der positiven Seite steht, dass diese Masseströme zentral bei kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieben anfallen und insgesamt eine günstige Rohstoffquelle darstellen. Aktuell werden Diese Abfälle meist kompostiert oder zu Biogas vergoren. Im Projekt BW2Pro konnte aber beispielsweise gezeigt werden, dass in diesen Reststoffen mehr als Energie und Kompost steckt. Hier wurde erst das stofflich nutzbare Potenzial ausgeschöpft und als letzter Schritt erfolgte die Energiegewinnung.
Ökologische Perspektive: Durch den Einsatz von Siedlungsabfällen werden primäre Biomasseressourcen geschont. Außerdem wird durch die Bindung von CO₂ in Produkten die Menge an CO₂ reduziert, das andernfalls in die Atmosphäre gelangen und dort als Treibhausgas wirken würden.
Was sind die Vorteile von flüssigen Abfällen und Abwässern?
Flüssige Abfälle sind in der Regel Abwässer. Diese fallen in Kommunen an, etwa zur Straßenpflege oder in industriellen Wasch-, Spül- und Produktionsprozessen.
Ökonomische Perspektive: Abwässer kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen und auch über das Jahr gesehen gibt es deutliche Schwankungen in der Zusammensetzung. Aus Sicht von Kläranlagen ist die zentrale Aufgabe Verunreinigungen und Nährstoffe aus Abwasser zu entfernen. Für Verwerter kann Abwasser eine günstige Rohstoffquelle darstellen, insbesondere wenn diese Nährstoffe in sekundäre Düngemittel überführt werden. Außerdem können bestimmte Verfahren auch mit einer niedrigeren Wasserqualität und dementsprechend günstiger betrieben werden.
Ökologische Perspektive: Durch die Wiederverwendung von Abwasser und die Rückgewinnung von Nährstoffen werden primäre Ressourcen geschont. Hervorzuheben sind hier insbesondere der Verzicht auf die energieintensive Produktion von Stickstoffdüngern und der verringerte Abbau von mineralischem Phosphor. Indem CO₂ in Produkten gebunden wird, kommt weniger davon in die Atmosphäre.
Was können wir aus gasförmigen Abfällen gewinnen?
Gasförmige Abfälle sind Gase wie CO₂, Methan oder Wasserdampf. Diese kommen unter anderem aus Punktquellen wie Biogasanlagen, Klärwerken oder Müllverbrennungsanlagen.
Ökonomische Perspektive: Nach einer Reinigung erhält man einen reinen Gasstrom. Die stoffliche Verwertung, insbesondere im Fall von CO₂, ist jedoch energieintensiv und dementsprechend von günstiger, grüner Energie abhängig. Sind diese Anforderungen an einem Standort gegeben, kann CO₂ zukünftig als nachhaltige Kohlenstoffquelle dienen.
Ökologische Perspektive: Durch den Einsatz von gasförmigen Abfällen können primäre Biomasseressourcen geschont werden. Wenn beispielsweise der Kohlenstoff aus Methan in Produkten gespeichert wird, anstatt es zu verbrennen, entsteht weniger CO₂. Wird CO₂ stofflich verwertet, muss dieser Kohlenstoff nicht aus anderen (häufig fossilen) Quellen bezogen werden.