draufsicht-auf-das-konzept-des-muellkochens

Bioabfall als Rohstoff

Abfall ist allgegenwärtig, trotzdem wird er schnell vergessen. Doch in kommunalen und industriellen Bioabfällen verbergen sich jede Menge Schätze, die es zu bergen gilt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Abfall zur Ressource machen.

Bioabfälle: Wie machen wir sie nutzbar?

Bioabfälle bestehen aus biologischen Rückständen. Um ihr Potential erschließen zu können, ist eine getrennte Erfassung der Abfälle notwendig – zum Beispiel in einer Biotonne. Wichtig ist dabei, dass keine Verunreinigungen wie Folien, Glasflaschen oder Steine im Bioabfall landen, nur so kann er verwertet werden.

Aktuell werden Bioabfälle im Anschluss meist vergoren oder kompostiert. Doch es gibt weitere Methoden, um mit ihnen umzugehen und sogar wertvolle Ressourcen aus ihnen zu generieren. Dabei gilt es, die einzelnen Inhaltsstoffe im Bioabfall nutzbar zu machen. Sie befinden sich in komplexen Strukturen, die über verschiedene physikalische, chemische oder biologische Verfahren aufgeschlossen werden können.

So lassen sich Bioabfälle beispielsweise mittels der sogenannten Thermodruckhydrolyse in fasrige und flüssige Bestandteile auftrennen. In ca. 30 Minuten macht es das Verfahren möglich, die nährstoffarmen Fasern von der nährstoffreichen Flüssigkeit zu separieren. Die Fasern können im Anschluss beispielsweise für biologisch abbaubare Pflanztöpfe verwendet werden. Mithilfe von Insekten können aus Bioabfällen außerdem Proteine, Fette und Chitin gewonnen werden.

Diese sind nicht nur in der Kosmetikbranche gefragt, aus ihnen können auch biobasierte Schmierstoffe entstehen. Schmierstoffe kommen sowohl in der Automobilindustrie als auch in der gesamten produzierenden Industrie zum Einsatz.

Ihr Kontakt

Johannes Kurz

M. Sc. Johannes Kurz

Gesamtprojektleiter Bioökonomie

Umwelttechnik BW GmbH
Kleiner Schlossplatz 13
70173 Stuttgart
Deutschland

So unterstützen wir Sie:

Im Bioökonomie Marktnavigator finden Sie alles rund um bioökonomische Waren, Serviceleistungen und Verfahren von baden-württembergischen Anbietern.

Schauen Sie sich außerdem unsere Veranstaltungen an. Regelmäßig bieten wir After-Work-Events, Netzwerktreffen und Informationsveranstaltungen zum Thema Bioökonomie an.

Rohstoffe aus Bioabfall gewinnen

Faserstoffe aus Bioabfall

Die Fasern, die beispielsweise mit Hilfe der Thermodruckhydrolyse entstehen, werden im Anschluss getrocknet und sortiert. Aus den feinen, kurzen Fasern können zum Beispiel kleine Blumentöpfe gepresst werden. Diese können direkt mit der Pflanze eingepflanzt werden, um dann in der Erde wieder zu zerfallen. Gröbere Fasern können zum Beispiel als Mulch verwendet werden. Das Mulchen schützt den Boden vor Erosion und Austrocknung und unterdrückt Unkräuter.

Biokunststoffe aus Abwasser 2
Polyhydroxyalkanoate (PHA) (© Fraunhofer IGB)

Biopolymere aus Bioabfall

Nicht nur die fasrigen Bestandteile der Bioabfälle werden weiterverarbeitet, sondern auch die flüssigen. Aus der nährstoffreichen Flüssigkeit können biobasierte Kunststoffe hergestellt werden. Dazu wird die Flüssigphase in einem Bioreaktor verarbeitet: Mikroorganismen bilden in einem Fermentationsprozess Polyhydroxyalkanoate als Reservestoff für Kohlenstoff und Energie. Die Rohstoffe, die die Bakterien dafür benötigen, ziehen sie aus der Verschmutzung des Wassers. Die Polyhydroxyalkanoate (PHA) dienen im Anschluss als Grundlage für die Biokunststoffe.

Schwarze Soldatenfliege
Schwarze Soldatenfliege (AdobeStock / Lessy Sebastian)

Fette und Proteine aus Bioabfall

Eine weitere Möglichkeit, um Wertstoffe aus Biomüll zu generieren, sind Insekten-Bioraffinerien. Hier unterstützt zum Beispiel die Schwarze Soldatenfliege. Der Biomüll dient den Larven der Fliege als Futter. Während ihres Wachstums wandeln die Larven den Biomüll in Proteine, Fette und Chitin um. Im Anschluss werden die Larven gequetscht. Die entstandene Biomasse kann dann in ihre Fett- und Proteinbestandteile aufgetrennt werden. Diese dienen als Ausgangsstoffe für verschiedene Produkte, und werden beispielsweise in Kosmetik oder Schmierstoffen eingesetzt.

Bioabfall als Energielieferant

Die Flüssigphase, die mit Hilfe der Thermodruckhydrolyse sondiert wurde, kann nicht nur als Grundlage für die Herstellung von Biopolymeren dienen, sondern auch als Energielieferant: Die Nährstoffflüssigkeit wird dafür zu einem Biogas vergoren. Dies geschieht erstmals in einem zweiphasigen System: Kohlenhydrate, Fette und Proteine werden dabei von Mikroorganismen in verschiedene Säuren umgewandelt. Die Säuren werden zwischengespeichert und bei Bedarf von methanbildenden Mikroorganismen zu Biogas verstoffwechselt. Das Abrufen des Rohstoffes nach Bedarf ermöglicht es, mit dem Biogas Versorgungslücken zu füllen, die bei anderen erneuerbaren Energien wie Photovoltaik oder Windkraft entstehen. Ebenso eigenen sich Fette, die bei der Abfallverwertung durch Insektenlarven gewonnen werden.

Kläranlage
(AdobeStock / Lilija Sachartschuk)

Unser Fachinitiativen im Bereich Bioabfall

Fachinitiative Bioraffinerien

Rohstoffe aus Abfall und Abwasser zurückgewinnen und dieses Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft tragen - dafür steht die Fachinitiative Bioraffinerien. Ziel ist der Wandel zu einer auf erneuerbaren und biologischen Ressourcen beruhenden Bioökonomie. Rohstoffeffizient und kreislauforientiert. Die Fachinitiative hilft Ihnen bei unterschiedlichsten Fragen:

  • Sie suchen nach der geeigneten Technik zur Erschließung Ihrer Abfallströme oder benötigen Hilfe bei der Behandlung von Abfällen?

  • Sie haben eine Technik zur Erzeugung eines Produkts aus Abfall, aber Ihnen fehlt der Abfallstrom?

  • Sie suchen nach neuen Rohstoffquellen und wollen diese aus Abfallströmen gewinnen?

 

Mehr erfahren

Weitere Unterstützung zum Thema Bioabfall

Technologieanbieter

Sie suchen Produkte und Technologien im Bereich Bioökonomie oder möchten sich als Technologieanbieter registrieren? Passende Unternehmensprofile finden Sie im GreenTech BW Atlas.

Experten

Unser Expertenatlas bündelt baden-württembergische Sachverständige aus allen Bereichen der Ressourceneffizienz.

Die besten Ideen sind die, die umgesetzt werden. Dafür brauchen Sie ein tragfähiges Netzwerk an Ihrer Seite.