Fallbeispiel
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Wasserzähler wiederaufbereitet – Unternehmenskonzept zur Materialeinsparung

Einführung eines Systems zur Rücknahme und Wiederaufbereitung gebrauchter Wasserzähler
30 %

Neumaterialbedarfreduktion

150 MWh/a

Energieeinsparung

Die Lorenz GmbH & Co. KG ist auf Wasser- und Funkwasserzähler spezialisiert. Mit dem Ziel den umweltfreundliche, aber kostenintensiven Hauptrohstoff Messing weiterhin zu nutzen, wurden Maßnahmen zur Materialeinsparung getroffen. Hierbei ist vor allem wichtig, dass Messing wiederverwertbar ist, was das Unternehmen sich zunutze macht. So kann Material und Energie eingespart werden.

Die Lorenz GmbH & Co. KG ist Spezialist für Wasser- und Funkwasserzähler. Die Wohnungswasserzähler des mehrfach preisgekrönten Mittelständlers setzen sich im Wesentlichen aus einem Kunststoffzählwerk und einer durchflossenen Hydraulik aus Messing zusammen. Zwar ist die Verfügbarkeit des Hauptrohstoffs Messing auf absehbare Zeit nicht gefährdet, jedoch unterlag der Preis in den letzten zehn Jahren starken Schwankungen mit der Tendenz zu außergewöhnlich hohen Preissteigerungen. Aufgrund dieses Kostenfaktors entstand in der Branche ein Trend zur Substitution von Messing durch augenscheinlich preisgünstigeren, aber in der Herstellung energieintensiveren und gleichzeitig weniger haltbaren Kunststoff.

Dieser Entwicklung wollte Lorenz nicht folgen, sondern stattdessen eine ganzheitliche Lösung finden, die Ressourcen spart und die Umwelt schont. Gleichwohl wollte das Unternehmen konkurrenzfähig bleiben und Arbeitsplätze am Standort sichern, während andere Hersteller schon längst in Niedriglohnländer abgewandert sind.

Wasserzähler müssen aufgrund der Eichgesetzgebung und der Messgenauigkeit in regelmäßigen Intervallen ausgetauscht werden, selbst wenn viele Bestandteile noch einwandfrei funktionieren. Lediglich einige von Verschleiß oder Anhaftungen betroffene Komponenten, wie z. B. Siebe, sind unter Umständen nur noch eingeschränkt funktionsfähig. Insbesondere am Messingbauteil der Hydraulik lassen sich jedoch keinerlei Qualitätsverluste feststellen, weshalb Wasserzähler ideal für die Refabrikation geeignet sind. Darauf beruht das branchenweit einzigartige Konzept, die von den Messdiensten und Wasserversorgern ausgetauschten Wohnungswasserzähler zur Zerlegung und Wiederaufbereitung zurückzunehmen, um die Bestandteile in größtmöglichem Umfang dem Produktionskreislauf wieder zuzuführen.

Bereits vor einigen Jahren wurde durch die Schaffung einer eigenen Recyclingabteilung mit der Umsetzung des Remanufacturing begonnen. Das immer ausgefeiltere Aufbereitungsverfahren war anfangs lediglich für die Demontage der Hydraulik ausgelegt. Mit steigender Rücklieferungsquote stieg aber auch der Bedarf nach verfeinerten Vorrichtungen zur effizienteren Zerlegung der gesamten Zähler. Hierzu wurden innovative Geräte und Verfahren vollständig im eigenen Haus entwickelt. Diese ermöglichen eine noch umfassendere, schnellere und einfachere Demontage, wodurch der Grad der Wiederverwertung und Aufbereitung kontinuierlich erhöht werden konnte.

So simpel der Grundgedanke sein mag, die Wirkungskraft der Recyclinglösung ist wegweisend. Neben den erheblichen Materialeinsparungen kommt es ebenso zu einer entscheidenden Reduzierung des Energieaufwands und des Kohlenstoffdioxidausstoßes. Dies wird in erster Linie durch die Vermeidung des gesamten Schmiedeprozesses bei der Herstellung bzw. der Einschmelzung bei herkömmlichen Wiederverwendungsverfahren erreicht. Derzeit können 75 % des zurückgelieferten Materials wiederverwertet werden und in 25 % der produzierten Wasserzähler kommt wiederverwendetes Material zum Einsatz. Dies bedeutet schon jetzt eine Reduktion des Neumaterialbedarfs um 30 % und jährliche Energieeinsparungen von rund 150.000 kWh. Darüber hinaus wird durch das Remanufacturing eine größere Unabhängigkeit gegenüber schwankenden Preisen auf dem Rohstoffmarkt erzielt.

Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme ist es, dass sich das Lorenz-Konzept auch ökonomisch bewährt. Schließlich bedeutet das Recycling keinen unwirtschaftlichen Mehraufwand, im Gegenteil: Die Einsparungen im Materialeinkauf übersteigen die Personalkosten für die neu geschaffenen Arbeitsplätze. Zudem ist das Recycling ein zeitlich unkritischer Vorgang im Produktionsprozess, weshalb die dort tätigen Mitarbeiter als interne Reserve dienen und im Sinne einer „atmenden Fabrik“ im Bedarfsfall andere Abteilungen verstärken können. Dies schafft betriebliche Flexibilität bei langfristiger Beschäftigung und vielseitiger Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf Leiharbeit kann gänzlich verzichtet werden. Da dank Remanufacturing mit geringerem Aufwand das gleiche Produktionsvolumen gewährleistet wird, kann bei gleichbleibender Unternehmensleistung weitgehend vom Zweiauf den Einschichtbetrieb umgestellt werden. Damit sind angenehmere Arbeitszeiten, größere Synergieeffekte und niedrigere Energiekosten verbunden. Gleichzeitig ebnet die bereits um 30 % effizientere Gehäuseproduktion unmittelbar den Weg zu weiterem Firmenwachstum ohne zusätzliche Investitionen. Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehen Hand in Hand und bestärken sich gegenseitig.

Nicht zuletzt ist die Lorenz GmbH jedoch auch auf die Beteiligung ihrer Kunden angewiesen, von denen sich immer mehr für das Verfahren begeistern. Einerseits dank dem vielfach langjährig gewachsenen Vertrauen, andererseits wegen gemeinsamer ethischer Überzeugungen und nicht zuletzt durch die finanziellen Vorteile für beide Seiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie die Geschäftsführung der Lorenz GmbH & Co. KG sind stolz darauf, insbesondere als Mittelständler ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu leisten und branchenweiter Vorreiter sein zu können. Die Anstrengungen im Recyclingprozess sind nicht nur Teil des Selbstverständnisses als verantwortungsbewusstes Unternehmen, sondern erweisen sich als bedeutender Wettbewerbsvorteil für die Wasserzähler „Made in Germany“. Auf diese Weise trägt die zunächst auf Umweltbelange ausgerichtete Maßnahme durch alle ihre Effekte auch zur Sicherung der Marktposition und langfristigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts bei.

Die Lorenz GmbH & Co. KG wurde 1963 gegründet und beschäftigt am traditionellen Unternehmensstandort Schelklingen bei Ulm über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dort entwickelt, produziert, prüft und vertreibt das Unternehmen Wasser- und Funkwasserzähler.

Als mittelständisches Familienunternehmen kann sich Lorenz mit großem Erfolg behaupten und wächst dank Qualität, Zuverlässigkeit und ehrlich gelebter unternehmerischer Tugenden seit Jahren kontinuierlich in einem gesättigten Markt.

Sowohl für Forschung- und Entwicklung als auch für praktizierte Unternehmensverantwortung wurde die Lorenz GmbH mehrfach ausgezeichnet, so etwa mit dem VR-Innovationspreis oder durch die Aufnahme in die Werte-Allianz „ETHICS IN BUSINESS“.

Umweltbelange werden auch in anderen Bereichen großgeschrieben. Beispielsweise wird das gesamte Unternehmen CO2-neutral durch die Abwärme eines nahegelegenen Biogaskraftwerks beheizt. So auch die neue Fertigungshalle für die hochmoderne Produktion der neuen Funkzählergeneration, die in diesem Jahr fertig gestellt wird.

Über das vollständige Sortiment im Bereich der Wohnungswasserzähler hinaus wird die Produktpalette im Markt der Haus- und Großwasserzähler durch die Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen ARAD komplettiert, insbesondere basierend auf moderner Ultraschalltechnologie. Durch die Umstellung auf Edelstahl werden selbst diese Produkte schon jetzt auf den mehrperiodischen Einsatz und die spätere optimierte Wiederverwertung ausgerichtet.

Firmengebäude
Firmenansicht (Lorenz GmbH & Co. KG)
Tags
Fertigungsstruktur:
  • Großserienfertigung
Wertschöpfungsaktivität:
  • Reparatur / Wartung
Ansatzpunkt / Strategie:
  • Energiekonzept
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  • Prozessinnovation
  • ,
  • Remanufacturing
Einsparbereich:
  • Energie
  • ,
  • Material
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  • Metalle
  • ,
  • Kunststoffe
  • ,
  • Abgas
Amortisationsdauer:
  • taktisch (1 bis 5 Jahre)