Fallbeispiel
100 Betriebe Stagebild grauer Hintergrund

Im Werk wird’s warm mit Abwärme

Nutzung von Niedertemperatur-Abwärme zur Beheizung des gesamten Werks und als Prozesswärme
3.800 t/a

Holzeinsparung

265 MWh/a

Stromeinsparung

150 t/a

CO2e-Einsparung

Die SchwörerHaus KG betreibt am Standort in Hohenstein ein Biomasseheizkraftwerk. Am Ende fällt Niedrigtemperaturwärme an, die in den seltensten Fällen genutzt wird. In einem langwierigen Erprobungs- und Umsetzungsprozess mit selbst entwickelten technischen Lösungen ist es gelungen, einen großen Teil dieser sonst ungenutzten Energie für die Raumheizung zurück zu gewinnen.

Kostenvorteile

Monetäre Einsparung von ca. 5.000 Euro pro Jahr, durch das Beheizen der Freifläche mit Abwärme

Die Schwörer Unternehmensgruppe zählt zu den Branchenführern des Fertigbaus. Das Familienunternehmen hat heute rund 1.850 Beschäftigte an bundesweit sieben Standorten. Am Standort in Hohenstein-Oberstetten, wo u. a. Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser hergestellt werden, wird seit 1996 ein Biomasseheizkraftwerk zur Stromerzeugung und Wärmeversorgung betrieben.

Bei der Planung einer neuen Produktionshalle wurde entschieden, die Abwärme des Kraftwerks für die Beheizung der Halle zu nutzen. Voraussetzung dafür war der Einbau eines Wärmetauschers in die Abdampfleitung zwischen Turbine und Kühlturm, der 2005 erfolgte. Seitdem wird bei Neubauten darauf geachtet, die Abwärme aus dem Kraftwerk für die Beheizung zu nutzen. Für Bestandgebäude war die Nutzung der Niedertemperatur-Abwärme bisher nicht ohne weiteres möglich.

Die SchwörerHaus KG setzte sich das Ziel, die Abwärme auch für die Beheizung der Bestandsgebäude nutzen zu können sowie, wenn immer möglich, die Prozesswärme zu substituieren.

  

Die Erfahrung zeigt, dass es bei Heizungsauslegung und -installation in der Vergangenheit üblich war, große Sicherheitszuschläge vorzusehen. Außerdem wurden die Wärmequellen im Gebäude wie Beleuchtung, Maschinen und Anlagen nicht berücksichtigt. Daher sollte die teilweise über 40 Jahre alte Heizung durch ein Planungsbüro überprüft werden. Die Überprüfung kam zu dem Schluss, dass der größte Teil der Bürogebäude nach der Umstellung auf Niedertemperatur weiterhin ausreichend mit Wärme versorgt würde.

Der Startschuss für die Umstellung auf Niedertemperatur fiel im Jahr 2012. Damals wurde eine genormte (DN300) Nahwärmeleitung vom Kraftwerk bis zur Heizzentrale des Werks verlegt und als erstes die Büro- und Verwaltungsgebäude auf Niedertemperatur umgestellt. Die positiven Erfahrungen aus dem ersten Winter ermutigten dazu, auch die Hallenheizung auf Niedertemperatur umzustellen. Bei der Einbindung wurde darauf geachtet, dass an sehr kalten Wintertagen auf die nach wie vor vorhandene Hochtemperaturheizung umgestellt werden kann.

Es zeigte sich, dass nur in wenigen Hallen wochenweise auf die Hochtemperatur umgestellt werden musste, um eine für die Mitarbeiter angenehme Raumtemperatur halten zu können. Durch weitere Optimierungen, wie die Nutzung von Kompressorabwärme oder eine optimierte Hallenbelüftung, kann inzwischen auf die Hochtemperatur vollständig verzichtet werden. Auch für den problematischen Einbau der Regelventile konnte eine Lösung gefunden werden. Von der Firma Viega wurde dazu im Jahr 2014 ein neues Presssystem auf den Markt gebracht. Damit können dickwandige Stahlrohre mit Hilfe von Pressfittingen ohne Schweißen verbunden werden. Mit dem neuen Verfahren konnten an etwa 150 Lufterhitzern die Regelventile brandschutzgerecht und mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand eingebaut werden. Zum Einsatz kommen Regel- und Regulierventile mit differenzdruckunabhängiger Durchflussregulierung, kombiniert mit einer Rücklauftemperaturbegrenzung. Sie arbeiten rein mechanisch ohne Elektroanschluss, was die Installation stark vereinfacht.

Neben der Beheizung von Gebäuden konnten für die Niedertemperatur-Abwärme weitere Nutzungsmöglichkeiten als Prozesswärme realisiert werden. Im Jahr 2015 wurde ein Trockenregister für verputzte Wände, beheizt mit der Niedertemperatur-Abwärme geplant, gebaut und in Betrieb genommen.

Vier Jahre später wurden unter Teilen der Freifläche an einer neuen Produktionshalle Rohrschlangen verlegt, über die im Winter die Fläche mit überschüssiger Abwärme schnee- und eisfrei gehalten wird.

Die Planungen sowie der Bau bzw. Umbau der Anlage wurden von der werkseigenen Abteilung Heizungsbau-Instandhaltung durchgeführt.

Heute,im Jahr2020,werdenüber10.000 MWh der anfallenden Abwärme genutzt, anstatt diese Menge ungenutzt in die Atmosphäre abzugeben. Gleichzeitig werden 10.000 MWh an höherwertiger Hochtemperaturwärme mit 120 °C eingespart und stehen für andere Anwendungen wie die Holztrocknung zur Verfügung.

Durch die Nutzung der NiedertemperaturAbwärme für die Wärmeversorgung der Gebäude werden dem Biomassekraftwerk jährlich etwa 3.800 t weniger Holz als Brennstoff zugeführt. Damit einhergehend ergibt sich eine Emissionsminderung von 1,4 t CO, 0,01 t Staub, 6,6 t NOx und 125 t Asche pro Jahr. Biomasse, im vorliegenden Fall Holz, weist als regenerativer Energieträger bilanztechnisch keine CO2- Emissionen auf. Würden die eingesparten 10.000 MWh hingegen mit einer Ölheizung erzeugt, würden etwa 3.100 t CO2e anfallen. Als Nebeneffekt verbrauchen die Heizungspumpen durch hydraulische Optimierung jährlich 265 MWh Strom weniger als vor der Maßnahme, wodurch 150 t CO2e vermieden werden.

Das Beheizen der Freifläche mit Abwärme führt pro Jahr zu einer monetären Einsparung von ca. 5.000 Euro, die bisher für Räumen und Streuen angefallen sind. Ein verringerter Streusalzeinsatz kommt auch der Umwelt zugute.

Die Umsetzung der Maßnahme hat sich trotz des monetären Risikos für SchwörerHaus gelohnt. Da die Anlage zur Abwärmenutzung noch Kapazität hat, sind die Geschäftsleitung und Techniker von SchwörerHaus nach wie vor auf der Suche nach zusätzlichen bzw. neuen Nutzungsmöglichkeiten für die Abwärme. Mit der Abwärme können auch zukünftig noch weitere Gebäude beheizt werden. Außerdem sind weitere Projekte geplant, wie zum Beispiel die Beheizung der Verkehrswege, womit Treibstoff, Arbeitszeit und Streusalz für den Winterdienst eingespart werden können.

Die Schwörer Unternehmensgruppe zählt zu den Branchenführern des Fertigbaus. Das Familienunternehmen hat heute rund 1.850 Beschäftigte an bundesweit sieben Standorten. In seiner über 70-jährigen Firmengeschichte hat SchwörerHaus stets Stabilität und Innovationskraft bewiesen. Zahlreiche Patente und Auszeichnungen in den Bereichen Umweltschutz, Architektur und Service sprechen für sich. Der Fertighaushersteller, der als einer der Ersten der Branche bereits 1997 ein validiertes Umweltmanagement gemäß der europäischen EMAS einführte, versteht sich als Vorreiter und Botschafter einer nachhaltigen Produktions- und Lebensweise.

Im Hauptwerk in Hohenstein-Oberstetten werden seit Ende der 1960er Jahre bis heute hochwertige Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser sowie FlyingSpace-Wohnmodule in Holztafelbauweise und mehrgeschossige Wohnhäuser und Hotels in der sogenannten Schwörer Hybridbauweise geplant, individuell bemustert und produziert. Am Firmensitz ist außerdem der Bereich SchwörerHolz mit eigenem Sägewerk und der Herstellung von veredelten Holzprodukten angesiedelt.

SchwörerHaus arbeitet stetig an der Minimierung betriebsbedingter CO2-Emmissionen. Das ambitionierte Ziel, klimaneutral zu werden, konnte dadurch bereits zu Beginn des Jahres 2021 erreicht werden. Nicht vermeidbare Emissionen werden fortlaufend durch Aufforstungsarbeiten in Uruguay kompensiert.

SchwörerHaus Firmensitz
Firmensitz der SchwörerHaus KG in Hohenstein-Oberstetten auf der Schwäbischen Alb (SchwörerHaus KG)
Tags
Fertigungsstruktur:
  • Kleinserienfertigung
Wertschöpfungsaktivität:
  • Produktionsplanung / -steuerung
  • ,
  • Verarbeitungsprozess
Ansatzpunkt / Strategie:
  • Abwärmenutzung
  • ,
  • Klimaneutralität
Einsparbereich:
  • Energie
  • ,
  • Wärmeenergie
  • ,
  • Abfälle